„Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.“ – Mit dieser düsteren Feststellung beginnen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno ihre 1947 unter dem Eindruck der Schrecken des Nationalsozialismus im Exil erschienene Zusammenstellung philosophischer Fragmente, die nichts Geringeres als eine Selbstzerstörung der Vernunft diagnostizieren. Wie konnte es trotz des Freiheitsversprechens, das sich mit dem Gedanken der Aufklärung verband, so weit kommen? Gibt es etwas, das in der Logik der Aufklärung selbst liegt, was den Umschlag von Freiheit in Unfreiheit bewirkt? Und wenn es so etwas gibt, wie kann sich die Philosophie überhaupt dazu verhalten? Welche Rolle spielt die Kultur in diesem Zusammenhang? Obwohl der Text längst zu einem Klassiker der Kritischen Theorie geworden ist, wirft er nach wie vor viele Fragen auf. In dem Seminar wollen wir einigen von diesen Fragen auf Basis einer genauen Lektüre gemeinsam nachgehen und dabei auch einen Begriff von Kritischer Theorie entwickeln.