"Alltag und Kultur in der Sowjetunion des Spätsozialismus 1956-1991”

 Die Übung behandelt kulturelle gesellschaftliche Phänomene des Spätsozialismus in der Sowjetunion zwischen 1956 und 1991, die zu einer spezifischen Sozialisierung des Sowjetmenschen dieser Zeit führten. Dabei geht es in erster Linie um Alltagskultur, also um die Eigenheiten des sowjetischen Lebens („the way of life”) unter Parteiführungen von Nikita Chruščev, Leonid Brežnev und Michail Gorbačev. Die Veranstaltung befasst sich daher mit Themen wie den Praktiken des Sowjetpatriotismus, der damit verbundenen (neuen) Erinnerungspolitik der KPdSU sowie der Rolle der nationalen Identitäten innerhalb entsprechender Projekte. Ganz zentral sind sanktionierte und halblegale Musikkulturen. Viel Aufmerksamkeit richtet die Übung auf das sowjetische Konsumverhalten, sowohl in Bezug auf materielle Güter als auch im Hinblick auf Massenmedien wie Fernsehen und Radio. Dieser Konsum war nicht selten mit dem westlichen Einfluss  und dem Austausch zwischen Ost und West verbunden. Daher setzt sich die Veranstaltung auch mit den Kontakten und dem Tourismus der Sowjetunion mit dem Westen und dem sozialistischen Lager sowie mit der damit verbundenen Internationalismus-Propaganda auseinander. Es geht zudem um die atheistische Erziehung der Sowjetbürger, die unter anderem in der anti-christlichen Festkultur der 1960er bis 1980er Jahre ihren Niederschlag fand und zur Überpräsenz von technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften der Sowjetunion führte. Damit verbunden war auch die sowjetische Ambition, das Weltall zu erobern, weshalb die Kosmosthematik spätestens nach dem Flug Juri Gagarins ins Weltall 1961 in verschiedenen Genres der Popkultur vertreten war.

Obgleich der kulturelle Kanon im Vordergrund der Veranstaltung steht, soll ein wenig Aufmerksamkeit auch dem Gegenkanon der spätsozialistischen Kultur geschenkt werden. Dabei handelt es sich um Protestkulturen wie die der Hippies, um die politisch motivierten Selbstverbrennungen und Untergrundaktivitäten der Dissidenten. Die Veranstaltung schließt mit einem Resümee und einem kleinen Einblick in die repressiven Praktiken des Spätsozialismus.