Exil unter Palmen 2 - Am Pazifik

Im letzten Semester haben wir uns im Rahmen einer (virtuellen) Tagesexkursion auf den Weg Sanary-sur-Mer in Südfrankreich gemacht, in den späten 1930er Jahren ein Zentrum des deutschen und österreichischen Exils. Mit der militärischen Niederlage Frankreichs und der anschließenden Errichtung des Vichy-Regimes drohte den Exilierten Haft, Auslieferung und Tod in ihren Heimatländern, weshalb sich die Mehrzahl um eine Weiterreise in die USA bemühte. Mit Unterstützung des „Emergency Rescue Committee” gelang vielen – wenn auch nicht allen – die Ausreise in die USA, wo sie auf weitere Exilierte und bereits vor dem Krieg Ausgereiste trafen. Los Angeles wurde zu einem neuen Zentrum des Exils – nicht zuletzt, da sich viele der Exilierten eine Tätigkeit in Hollywood erhofften. Die Manns ließen sich in Pacific Palisades eine Villa von einem ebenfalls exilierten Architekten bauen, der hinzugezogene Landschaftsarchitekt war gleichzeitig Herausgeber der Exilzeitung „Aufbau”, in der u.a. Hannah Ahrendt, Albert Einstein und Lion Feuchtwanger Artikel veröffentlichten. Max Horkheimer bereitete mit Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse die „Dialektik der Aufklärung” vor, dessen Erstausgabe kurz nach dem Krieg in einem Exilverlag erschien. Bertolt Brecht plauderte mit Günther Anders und einem Hollywoodschauspieler am Pool über das epische Theater, während Max Reinhard in seiner Schauspielschule am Sunset-Boulevard unterrichtete und gleichzeitig mindestens ein Dutzend emigrierter Schauspieler*innen beim Dreh des Filmklassikers „Casablanca” mitwirkten.

Im Rahmen einer virtuellen Tagesexkursion werden wir uns auf die Spuren der Exilierten und nach Kalifornien begeben, um dieses ganz besondere Emigrationsmilieu einmal nachzuvollziehen. Die Exkursion findet unabhängig von der Exkursion im letzten Semester statt. 

Teilnehmende bereiten eine kurze Präsentation zu bestimmten Exilierten und/oder Werken, Filmen, Gebäuden etc. vor, die dann im Rahmen eines virtuellen Rundgangs gehalten werden. Dabei werden wir auch das Thomas-Mann-Haus und die Villa Aurora besuchen, deren (Gründungs-)Direktor*innen uns zu Gesprächen über ihre Häuser und die Bedeutung des kalifornischen Exils für die deutsch-amerikanischen Kulturbeziehungen vom Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart einladen.  

Durchführung nach Vereinbarung