Im Seminar wird zunächst in das Forschungs- und Praxisfeld Deutsch als Zweitsprache eingeführt. Nach einer kurzen Einführung in die Migrationssoziologie, die uns hilft, Begriffe wie ‚Migration‘ und ‚Integration‘ zu definieren, und der anschließenden Verortung des Themas sowohl in der angewandten kritischen Soziolinguistik als auch in der Migrationspädagogik wollen wir uns im Seminar aus einer kulturwissenschaftlich-kritischen Perspektive mit dem deutschsprachigen Migrationsdiskurs beschäftigen. Mittels thematischer Diskursanalysen werden im Seminar Texte (Medienbeiträge allgemein, Schulbücher, Lehrmaterialien aus der DaZ-Erwachsenenbildung) im Hinblick auf migrationsbezogene Zuschreibungen analysiert. Gemeinsam wollen wir herausarbeiten, inwiefern Migrant*innen im Diskurs überhaupt erst zu ‚Fremden‘ werden, d.h. als ‚Fremde‘ oder ‚Andere‘ dargestellt und sozial positioniert werden. Dabei werden insbesondere Praktiken des 'Othering' (Said) als auch '(neo)linguizistische' Praktiken (Dirim) fokussiert und kritisch reflektiert. Es wird auch darum gehen, wie sich solche diskursiv erzeugten und reproduzierten Bilder des ‚Migranten‘ auf Lehrende im Feld Deutsch als Zweitsprache und v.a. auch auf Lernende mit so genanntem ‚Migrationshintergrund‘ auswirken können. Insgesamt sollen die Studierenden als zukünftige Lehrende im Feld Deutsch als Zweitsprache eine machtkritische Haltung und zuschreibungsreflexive Kompetenzen ausbilden.

Genauere Informationen zur Organisation des Seminars erhalten Sie in der ersten Semesterwoche in einer E-Mail, die an alle bis dahin eingeschriebenen Teilnehmer*innen versendet wird.

Literatur

Busch, Brigitta (2015): „Zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung. Zum Konzept des Spracherlebens. In“: Anna Schnitzer / Rebecca Mörgen (Hg.): Mehrsprachigkeit und (Un)Gesagtes. Sprache als soziale Praxis in der Migrationsgesellschaft. Weinheim, 49-66.

Dirim, İnci / Doris Pokitsch (2018): „(Neo-)Linguizistische Praxen in der Migrationsgesellschaft und ihre Bedeutung für das Handlungsfeld ‚Deutsch als Zweitsprache‘“. In: Kersten S. Roth / Karen Schramm / Jürgen Spitzmüller (Hg.): Phänomen ‚Mehrsprachigkeit‘. Einstellungen, Ideologien, Positionierungspraktiken. Duisburg, 13-31.

Flubacher, Mi-Cha (2014): Integration durch Sprache – die Sprache der Integration. Eine kritische Diskursanalyse zur Rolle der Sprache in der Schweizer und Basler Integrationspolitik 1998-2008. Göttingen.

Höhne, Thomas / Thomas Kunz / Frank Olaf Radtke (2005): Bilder von Fremden. Was unsere Kinder aus Schulbüchern über Migranten lernen sollen. Frankfurt a.M.

Irvine, Judith T. / Susan Gal (2000): „Language ideology and linguistic differentiation“. In: Kroskrity, Paul V. (Hg.): Regimes of Language. Santa Fe, 35–84.

Norton, Bonny (2013): Identity and language learning: extending the conversation. Bristol.

Pavlenko, Aneta (2002): “Poststructuralist Approaches to the Study of Social Factors in Second Language Learning and Use”. In: Vivian Cook (Hg.): Portraits of the L2-User. Clevedon, 277-302.

Ucharim, Anja (2010): „‚In meiner Heimat war ich Jurist [...] und jetzt fahre ich Taxi.‘ Die diskursive Konstruktion der Arbeitswelt in Lehrwerken für Integrationskurse“ In: Christoph Chlosta / Matthias Jung (Hgg.): DaF integriert Literatur – Medien – Ausbildung. 36. Jahrestagung des Fachverbandes Deutsch als Fremdsprache 2008 (Materialien Deutsch als Fremdsprache 81), 135-150.