Franz Kafka, einer der weltweit berühmtesten deutschsprachigen Autoren, hat keinen Roman vollendet. Die drei umfangreichen Romanfragmente, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden, haben aber trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Unabgeschlossenheit große Bekanntheit erlangt und beschäftigen die Forschung teilweise bis heute. In Der Verschollene (1912), Der Prozess (1914/15) und Das Schloss (1922) zeigen sich biografische Spuren ihres Verfassers, Kommentare auf die Arbeitswelt, macht- und institutionskritische Analysen, aber auch Auseinandersetzungen mit medialen und sozialen Diskursen des frühen 20. Jahrhunderts. Sie verweisen in ihrer Unabgeschlossenheit auf einen Autor, der sich in den Jahren seines literarischen Schaffens signifikant weiterentwickelte, immer wieder neue Themen, Schreibweisen und Erzählstrategien ausprobierte, aber gleichzeitig einem idiosynkratischen Stil treu blieb. Die drei Fragmente bieten eine Vielzahl an inhaltlichen und ästhetischen Perspektiven zur Diskussion und verweisen auf viele Diskurse, die auch für unsere Zeit eine große Relevanz aufweisen.

Anhand der drei genannten Primärtexte werden erzähltheoretische und literatur- und kulturhistorische Fragestellung bearbeitet und die Romane aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert. Zudem wird auf die Nachwirkung der Romane in verschiedenen kulturellen und medialen Bereichen wie Film, Musik und Comic eingegangen.