Unter dem Begriff der Popliteratur werden im deutschsprachigen Raum vor allem literarische Texte der 1990er Jahre und der 1960er Jahre besprochen. Die Autor*innen, die mit diesem Begriff in den 1960er Jahren (Pop I) belegt wurden, reichen von Rolf Dieter Brinkmann über Jörg Fauser bis hin zu Hubert Fichte. Ihre Literatur entsteht im Kontext von amerikanischer Beatliteratur, Popkultur und der 68er-Bewegung. Sie wendet sich neuen Themen und Formen zu und widersetzt sich einer etablierten Hochliteratur. In den 1990er Jahren (Pop II) beschreibt Popliteratur dann Autor*innen wie Christian Kracht, Benjamin von Stuckrad-Barre, Elke Natters und Thomas Meinecke, die Gegenwartskultur, Lifestylefragen, Warenästhetik und Dandytum literarisch behandeln. Dabei hat sich die Unterteilung in eine erste Phase der Popliteratur in den 1960er Jahren (Pop I) und eine zweite in den 1990er Jahren (Pop II) etabliert. 2020 hat Maren Lickhardt mit ihrer Monografie Pop in den 20er Jahren den Terminus Pop und damit auch die Frage nach Popliteratur auf literarische Werke der Weimarer Republik (Irmgard Keun, Vicki Baum, Ruth Landshoff-York, Wilhelm Spengler u.a.) angewendet. Müssen wir nun also von drei Phasen der Popliteratur sprechen und was ist eigentlich Popliteratur und vor allem: Ist der Begriff Popliteratur für eine so große Zahl an teilweise sehr unterschiedlichen literarischen Werken überhaupt sinnvoll?
Das Seminar greift Werke aus drei Phasen deutscher Literaturgeschichte auf, die mit dem Begriff Pop(literatur) belegt wurden und betrachtet sie im Hinblick auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Kontext ihrer jeweiligen Zeit. Gesellschaftspolitische Fragen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Jugendkultur, Massenmedien und Konsum. Gleichzeitig soll über alle drei Phasen hinweg auch der Begriff Popliteratur kritisch betrachtet werden und als solcher in Frage gestellt werden.
- Dozent/in: Simon Sahner