Auch wenn häufig noch von Digitalisierung die Rede ist, befinden wir uns längst nicht mehr in einer Welt, die erst noch digitalisiert werden muss – sie ist es in großen Teilen bereits. Auch Literatur und Digitalität gehen inzwischen Verbindungen in vielgestaltiger Form ein und können inzwischen auf mehrere Jahrzehnte gegenseitiger Einflussnahme zurückblicken.

Literatur setzt sich inhaltlich mit Digitalität und ihren Folgen auseinander (in Form digitaler Handlungswelten in Romanen wie William Gibsons Neuromancer (1984) bis hin zur Gegenwartsliteratur bei Juan S. Guses Miami Punk (2019) oder Joshua Groß Flexen in Miami (2020)), sie entwickelt mit Hilfe von digitalen Medien neue Formen des Schreibens, aus denen neue Ästhetiken entstehen (Hypertextliteratur, Twitteratur, Lyrik auf Instagram u.a.) und digitale Medien nehmen Einfluss darauf, wie Literatur gelesen und über sie gesprochen wird (Bookstagram, BookTok, Literaturdebatten in sozialen Netzwerken u.a.)

Das Seminar betrachtet auf den drei genannten Ebenen die Verbindungslinien, die in den letzten Jahrzehnten zwischen Literatur und Digitalität entstanden sind und diskutiert dabei nicht allein Intermedialität und die Möglichkeiten, die digitale Technik für die Entstehung von Literatur bietet, sondern stellt auch die Frage nach der Position von Literatur in einer zunehmenden Medienkonkurrenz.