Als „weibliche Anti- und Halbfeministinnen” bezeichnet Hedwig Dohm in ihrer 1902 erschienenen Schrift Die Antifeministen die „Feinde, die sich inzwischen im eigenen Lager erhoben hatten”. Und in dem 1914 erschienenen Aufsatz Feindliche Schwestern heißt es gar, dass es „Frauen [gibt], die sind noch antifeministischer als die männlichen Antis.” Sie stellt damit klar heraus, dass die feministischen Bestrebungen nicht nur auf Seiten der Männer zu heftigen Gegenreaktionen führten. Ein Viertel der Mitglieder des Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, der sich dem Motto „Wahre Männlichkeit für den Mann, wahre Weiblichkeit für die Frau” verschrieb und aus den Reihen des Alldeutschen Verbandes hervorgegangen war, waren Frauen. Um 1900 vielgelesene antifeministische Texte wie Otto Weiningers Geschlecht und Charakter oder Paul Julius Möbius‘ Der physiologische Schwachsinn des Weibes erfuhren daher nicht nur scharfe Repliken seitens der Feminist*innen, sondern auch große Anerkennung unter einigen Frauen, die sich teilweise auch explizit in antifeministischen Publikationen niederschlug.

Das Seminar wird in historisch vergleichender Perspektive verschiedene Argumentationsweisen von Antifeministinnen analysieren. Neben Texten aus der Zeit des Wilhelminischen Kaiserreiches, die einen Schwerpunkt des Seminars bilden, werden wir auch die Zeit um 1968 und ab 2000 in den Blick nehmen. Welche Geschlechtervorstellungen liegen diesen Argumentationen zugrunde? Wie sind diese „systematischen Bündnisse mit dem weißen Mann” (Karin Schrader-Klebert) motiviert? Kann die Unterstützung von Frauen womöglich als integraler Bestandteil eines jeden patriarchalen Systems verstanden werden? Und wie lässt sich Macht mit Blick auf die Komplizenschaft weiblicher Antifeministinnen denken (Michel Foucault, Judith Butler)?