Noch bevor Christoph Kolumbus auf dem amerikanischen Festland landete, erreichte seine Flotte 1492 verschiedene Inseln der Karibik. Es folgte eine Geschichte der Kolonialisierung und der kolonialen Bewirtschaftung. Im 16. Jahrhundert waren die karibischen Inseln, aufgeteilt zwischen verschiedensten europäischen Mächten, Ziel des transatlantischen Sklavenhandels und Teil des Dreiecks zwischen Europa, Afrika und Amerika. In der Etablierung des Bildes der Karibik in Europa spielten insbesondere Reiseberichte mit Illustrationen eine wichtige Rolle. Diese schufen durch proto-ethnografische Schilderungen Motive und Topoi, die dann in anderen Künsten aufgenommen wurden. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Abschaffung der Sklaverei, brachten aus der Karibik stammende Künstler nicht nur motivische, sondern auch kulturelle und inhaltliche Kreolität in ihre Werke ein. Auch im 20. Jahrhundert wird die kulturelle Identität der Karibik, die weiterhin ein Spielball ehemaliger und aktueller europäischer Mächte ist, literarisch, politisch und künstlerisch ausgehandelt.

Das Seminar wird sich anhand verschiedenster Bildbeispiele seit dem 16. Jahrhundert mit Motiven von kolonialer Ikonografie bis zum Empowerment postkolonialer Künstler*innen beschäftigen. Dabei sollen neben der karibischen Geschichte auch Kategorien postkolonialer Positionen zur Darstellung versklavter Menschen und der Erinnerungskultur um Versklavung und Abolition besprochen werden. Damit gibt das Seminar nicht nur eine Einführung in Bildkulturen, in denen einerseits Kolonialismus legitimiert und andererseits eigene Identität konstruiert wird – es führt außerdem in Begriffe der aktuellen Auseinandersetzung um Erinnerungskultur im öffentlichen Raum ein.