In den 1770er Jahren erlebte die deutschsprachige Literatur eine kurze, radikale Erschütterung. Heraustretend aus dem langen Schatten der rationalistischen Aufklärungsliteratur, erprobte eine jüngere Generation neue literarische Verfahren, in deren Zentrum Konzepte von Genialität, Authentizität und Gefühl standen. Besonders auf dem Theater feierte der „Sturm und Drang“, der seinen später vergebenen literaturgeschichtlichen Namen einem gleichnamigen Theaterstück von Friedrich Maximilian Klinger (UA 1777) verdankt, große Erfolge. Das Theater des Sturm und Drang brach mit der regelgeleiten Aufklärungspoetik und stellte gesellschaftliche Um- und Aufbrüche in zugespitzter, experimenteller Form dar. Zentrale Autoren der deutschsprachigen Literatur waren daran zumindest phasenweise beteiligt. Im Seminar werden wir nicht nur einige der zentralen Theaterstücke aus der Zeit des Sturm und Drang lesen, sondern uns auch mit den theoretischen und ästhetischen Hintergründen des kurzlebigen Epochenphänomens beschäftigen. Ebenfalls werden wir immer wieder auch nach den sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und medialen Bedingungen fragen, unter denen diese literarische Revolte stattgefunden hat.