In der Übung Sowjetunion als Vielvölkerreich wollen wir uns den Grundprinzipien und Praktiken der Nationalitätenpolitik zuwenden, die der sowjetische Staat im Laufe seiner Existenz (1922-1991) propagiert hat. Ausgehend von theoretischen Überlegungen zur Frage, was eine Nation überhaupt sei, wollen wir uns zunächst mit der konzeptionellen Ausformung der Grundprinzipien der Nationalitätenpolitik befassen, die sich in den 1920er und 1930er Jahren herausgebildet haben und von solchen Phänomenen wie Korenizacija, Indigenisierung der Ethnien und Grenzziehungen von Territorien gekennzeichnet waren. Wir wollen uns sowohl mit Prozessen der Nationsbildung auseinandersetzten als auch die Hierarchien der ethnischen Gruppen des sowjetischen Vielvölkerstaates erarbeiten. Auch Praktiken, die im Zeichen der „Freundschaft der Völker“ standen, oder konkrete Maßnahmen im Bereich der Sprachpolitik werden diskutiert. Um möglichst verschiedene Aspekte der Nationalitätenpolitik zu behandeln, wollen wir uns unter anderem mit den Deportationen während und nach dem Krieg befassen und uns zudem mit den homogenisierenden Umsiedlungen (Repatriierungen) der Nachkriegszeit bekannt machen. Bei alledem gilt es, möglichst viele unterschiedliche Regionen und Republiken zu beachten und verschiedene Aspekte der Nationalitätenpolitik aufzugreifen. 

Im Anschluss an die Veranstaltung haben die Studierenden die Möglichkeit, sich zu ausgewählten Themen mündlich prüfen zu lassen oder auch eine dem Modul entsprechende Hausarbeit aus dem Themenbereich der Veranstaltung zu verfassen. Da dies eine Übung ist, die der Lektüre des Bereiches gewidmet ist, wird die Kenntnis der englischen Sprache vorausgesetzt.

Dr. des. Odeta Rudling, freitags 10:00-12:00, ONLINE. Vorlesungszeitraum: 11.10.2021–29.01.2022, Vorlesungsfreier Zeitraum: 20.12.2021–01.01.2022.