Klima und Wetter gehören zu jenen Grundbedingungen menschlichen Lebens auf der Erde, die sich gleichsam wie von selbst in literarischen Texten niederschlagen. Dabei kann das Wetter jeweils ganz unterschiedliche Rollen und Funktionen einnehmen: erscheint etwa der Regen in vielen Werken als Kulisse, welche die Dramatik der geschilderten Ereignisse unterstützt, können Wetter-Wenden und wechselhaftes Wetter Handlung und Struktur literarischer Texte auch durchaus umfassender prägen. Das Wetter erlaubt es darüber hinaus, große Fragen nach dem Platz des Menschen in der Welt zu stellen und in literarische Figurationen zu überführen. Schon im 18. Jahrhundert greifen Autoren daher das Wetter und die entstehende Wissenschaft der Meteorologie als literarische Gegenstände auf. Insbesondere die Literatur des Realismus im 19. Jahrhundert beschäftigt sich intensiv mit dem Wetter. Im Seminar werden wir nicht nur einige exemplarische Wetter-Texte der deutschsprachigen Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts lesen, sondern uns auch neuerer theoretischer Ansätze des sog. ‚Ecocriticism‘ bedienen, um den Zusammenhängen von Literatur und Wetter nachzugehen.