Angesichts der heutigen Krisen, Kriege und Ungerechtigkeiten möchte man sich fragen: Kann der Mensch wirklich besser werden? Worin würde dieses „besser“ bestehen? Oder ist er dazu verurteilt, immer wieder dieselben Fehler zu begehen? Warum verhält sich dies so?

 

Diese Fragen wollen wir im Seminar vertiefen. Dazu analysieren wir ihre Beantwortung bei Immanuel Kant, die noch heute mit Überzeugungskraft und Aktualität überrascht sowie zum Nachdenken und zu Kritik anregt. In einer Reihe von Aufsätzen rekonstruiert Kant sein Menschenbild und erarbeitet ausgehend davon eine geschichts- und kulturphilosophische Perspektive, die die unvermeidbaren Rückschrittmomente in der Geschichte des Menschen und sein immer vorhandenes Streben nach Fortschritt miteinander vereint.

Es entsteht das Bild eines Menschen, der sowohl egoistisch und triebgesteuert ist als auch dazu fähig, sein Verhalten frei und moralisch zu bestimmen; einer Gesellschaft, die von Unfreiheit geprägt ist, aber zugleich zur Etablierung von Freiheit beiträgt; einer Geschichte, in der Konflikte und Barbarei notwendigerweise vorkommen, dabei jedoch auch den Antrieb zu dauerhaftem Frieden und zu einer kosmopolitisch geprägten Kultur darstellen.

 

Im Seminar betrachten wir diese Reflexionen Kants näher und wenden sie als interpretative Werkzeuge an, um unser Zeitalter, unsere Gesellschaft und unsere Kultur kritisch zu hinterfragen.