Mit der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise in Europa etablierte sich auch ein neues Geschlechterverhältnis: Die Binarität von produktiver und reproduktiver Arbeit schlug sich auch in dem binären Geschlechtermodell, welches nur ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ kennt, nieder. Diese Beobachtung führte in der feministischen Forschung bereits in den 1970er Jahren zu Debatten rund um ‚weibliche Arbeit‘, allen voran unentlohnter Hausarbeit und der daraus resultierenden Doppelbelastung für Frauen. In der aktuellen Forschung wird diese Perspektive erweitert und nach der generellen Konstruktion von Geschlecht durch Arbeit gefragt und inwiefern die Frage, wer welche Arbeit verrichtet, für wen und zu welchem Preis, konstituierend für Geschlecht ist.

In diesem Seminar nähern wir uns der Kategorie ‚Geschlecht‘, indem wir sie mit historischen Veränderungen in der Organisation von Arbeit verbinden. Untersucht wird, wie Geschlecht durch die Ausführung spezifischer Tätigkeiten hergestellt wurde, wie sich Arbeitsteilung in die Körper der Menschen einschrieb und welche Macht- bzw. Herrschaftsmechanismen durch vergeschlechtlichte Arbeitsteilung zum Tragen kamen.