Modelle, primär die Nachbildung von Architektur und Stadtlandschaften, haben in der Geschichte eine hohe Tradition. Im ausgehenden 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich ein großer Markt für diese Form der Kunstobjekte. Italienreisenden des 18. Jahrhunderts boten sie eine wunderbare Gelegenheit, die beeindruckenden Bauten der Antike – oder was damals für antike Bauten gehalten wurde – mit nach Hause zu bringen. Dadurch entstanden in Nordeuropa Sammlungen, die zum Teil bis heute erhalten sind. Kassel, Darmstadt, Gotha und Ludwigslust sind nur einige Beispiele für erhaltene Modelle aus fürstlichen Sammlungen. Dabei dienten Architektur- und Stadtmodelle nicht nur der Erfreuung in privaten Sammlungen, sondern wurden auch schon der Öffentlichkeit präsentiert. Spätestens durch derartige Präsentationen wurde diese Form der Kunst und des verbundenen Themas ins allgemeine Bewusstsein gehoben.
Neben Einzelmodellen in großen Maßstäben entwickelte sich, hervorgerufen durch den zunehmenden Präsentationsgedanken, auch die Darstellung und Rekonstruktion von Städten oder Stadtteilen, zum Beispiel von Pompeji, mit zum Teil großen, raumgreifenden Dimensionen. Das Stadtmodell des antiken Roms, das zwischen 1933 und 1937 erbaut worden ist und bis in die Gegenwart nach neusten Forschungserkenntnissen immer wieder angepasst wird, ist ein Vertreter dieser Entwicklung aus dem 20. Jahrhundert.
- Dozent/in: Sven Engberding