Johannes Vermeer gilt als einer der bedeutendsten Künstler des „Goldenen Zeitalters”, der Blütezeit von Wirtschaft, Kultur und Kunst in den Niederlanden im 17. Jahrhundert. Die Malerei dieser Zeit war geprägt durch die Ausbildung neuer Kunstzentren wie Amsterdam, Delft, Haarlem, Leiden und Utrecht, die Entwicklung neuer Bildgattungen und Sujets sowie eine vorher nicht gekannte Spezialisierung der Künstler. Im Auftrag des sich emanzipierenden protestantischen Bürgertums entstand eine Fülle von Auftragswerken, zu denen Porträts und Gruppenbilder, Stillleben, Genreszenen des Bürgertums und der Bauern sowie Interieurs gehören.
Die berühmten auch als „Seelenräume” bezeichneten Interieurs Vermeers lassen eine sehr bewusste „Konstruiertheit” und „Reflexion” des Künstlers in der Bildfindung erkennen, die erst die jüngere Forschung wahrgenommen hat. Unter dieser Prämisse soll im Seminar der Zugang zum Oeuvre von Vermeer durch die Verbindung traditioneller und neuer kunstgeschichtlicher Methoden der Werkanalyse erfolgen. So wird etwa das Werk „Briefleserin am offenen Fenster” untersucht, bei dessen Restaurierung ab 2017 eine großflächige Übermalung im Hintergrund des Bildes entdeckt und als nachträglicher Eingriff von fremder Hand erkannt worden war. Mit der Freilegung der Cupido-Figur musste das Bild neu beurteilt werden.
- Dozent/in: Jana Olschewski