Die Etablierung einer bürgerlichen Kultur in England in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beeinflusste die bildende Kunst entscheidend: Im 17. Jahrhundert noch ganz unter festländischen Einflüssen, insbesondere höfisch-flämischer und italienischer Künstler, stehend, entwickelte sich im 18. Jahrhundert auf ihrer Grundlage überhaupt erst eine eigenständige englische Malerei heraus. Am Anfang dieser Entwicklung standen die Arbeiten William Hogarths. Dominiert wurde das Medium jedoch durch die Porträtmalerei – von Werner Busch als die „englischste Gattung” bezeichnet –, für die Joshua Reynolds und Thomas Gainsborough bahnbrechende Neuerungen, etwa die sensible psychologische Erfassung der Dargestellten, einführten. Während Reynolds vor allem anstrebte, das bürgerliche Porträt durch die Einbeziehung von Mustern aus der klassischen Kunsttradition aufzuwerten, revolutionierte Gainsborough mit seinen Porträts, häufig in eine Landschaft eingefügten Ganzfigurendarstellungen, zugleich die englische Landschaftsmalerei. Besonders durch Neuerungen in der Malweise wurde er mit den späteren Protagonisten des Landschaftsfaches William Turner und John Constable zu Wegbereitern der Moderne.

Das Seminar untersucht diese Entwicklungen und nimmt zugleich die weiterführenden Tendenzen im 19. Jahrhundert, die im Spannungsfeld konservativer und progressiver Auffassungen angesiedelt sind, in den Blick.