Die in der Neuzeit von Europa ausgehende Entdeckung, Vermessung, Eroberung, Unterdrückung und Ausbeutung der Welt erstreckte sich auch auf die Pflanzen anderer Gegenden und Erdteile. Meist waren es sogar diese Pflanzen, die eine Eroberung und Kolonialisierung lohnenswert erschienen ließen – man denke beispielsweise an Baumwolle, Zuckerrohr, Tee, Kaffee, Tabak, Gewürze, Opium, Palmfasern, Kautschuk, Zierpflanzen, usw. Die „Inwertsetzung” formeller und informeller Kolonien war mit einer Gewaltherrschaft über Menschen und Natur verbunden, wie sie z.B. in Plantagenökonomie, Zwangs- und Niedriglohnarbeit sowie Versklavung und Sklavenhandel zum Ausdruck kam. Handelswege, Austausch- und Herrschaftsbeziehungen konnten dabei durchaus komplex sein, wie sich am Beispiel des berüchtigten „Dreieckshandels” zeigt. Grundlage der europäischen Ausbeutung der Welt und der damit einhergehenden globalen Wirtschaftsbeziehungen waren (und sind) das Wissen um die globale Pflanzenwelt und die Möglichkeiten, aus dieser finanziellen Gewinn zu erzielen. Im Rahmen des Seminars werden wir uns zunächst botanische Gärten als wissenschaftliche Zentren einer (gewinnorientierten) europäischen Vermessung der Welt anschauen und anschließend einzelne Pflanzen, die daraus hergestellten Produkte und damit zusammenhängende wirtschaftliche Teilsysteme genauer betrachten, z.B. Teehandel, Tabakindustrie, Kautschukplantagen, Parfumherstellung usw. Das Seminar wird als Blockseminar im botanischen Garten der Universität stattfinden und durch eine 14-tägige Vortragsreihe ergänzt (Besuch fakultativ).