Was ist ein Schatz? Gold, Silber, wertvolle Geschmeide in übervollen Kisten – so die Vorstellung aus dem Bilderbuch. Aber mittelalterliche Schätze waren vielfältig und durchaus nicht nur von materiellem Wert: so bestand Bischof Konrad von Krosigks größter Schatz (thesaurus) beispielsweise aus Knochen – Reliquien von Heiligen, die er 1204 in Byzanz erworben und nach Halberstadt gebracht hatte.
Bezugnehmend auf die These der Polyvalenz und Polysemie mittelalterlicher Schätze (Burkart u.a.), liegt der Fokus des Seminars zunächst auf deren Formen und Definitionen im europäischen Raum: was wird wann als Schatz bezeichnet und von wem? Übersetzte Quellentexte und einschlägige Sekundärliteratur zeigen anschließend praktische Ebenen des Umgangs mit mittelalterlichen Schätzen auf: sammeln, horten, zeigen, verstecken und rauben, inventarisieren und interpretieren. Aufbauend auf den Lektüren werden im Seminar Bedeutungsebenen von Schätzen beleuchtet, und es wird erörtert, inwiefern bestimmte historische und aktuelle Aneignungsprozesse mittelalterlicher Schätze als „Schatzpolitik” zu deuten sind.
Der Kurs ist mit einer Tagesexkursion nach Berlin verbunden.
- Dozent/in: Isabelle Dolezalek