Das schwedische Ostseeimperium währte nicht länger als anderthalb Jahrhunderte. Zu seiner Blütezeit im siebzehnten Jahrhundert, das als Schwedens „Großmachtzeit” (stormaktstiden) in die Geschichte eingegangen ist, nahm das nordische Königreich jedoch die Rolle eines Schlüsselakteurs in Nord-, Mittel- und Osteuropa ein, dessen militärischer und diplomatischer Einfluss weit über den Ostseeraum hinaus ging. In Schweden selbst ist die Erinnerung an das dominium maris baltici mit der Zeit verblasst, nicht zuletzt, da es schlecht zur modernen Identität des Landes als auf soft power statt auf militärische Macht setzender Kleinstaat passen mag. In den meisten Nachbarländern hingegen spielt die schwedische „Großmachtzeit” eine weitaus prominentere Rolle.

Das Proseminar begibt sich auf Spurensuche in der Kunst, Literatur und Erinnerungskultur von Deutschen, Polen, Russen, Finnen und Balten, in der Schweden wahlweise als wohlwollender Hegemon, Rivale oder gar barbarischer Invasor dargestellt wird. Mit der Annäherung an das Erbe der „Großmachtzeit” aus der Perspektive der Nachbarn bietet die Veranstaltung somit nicht nur einen Überblick über die neuere Geschichte Schwedens, sondern beleuchtet besonders auch die transnationalen Verflechtungen über die Ostsee hinweg und ihre Auswirkungen auf nationale und regionale Identitätsbildungsprozesse.

Nevra Biltekin, Magnus Petersson und Leos Müller (Hrsg.), 200 Years of Peace: New Perspectives on Modern Swedish Foreign Policy, New York: Berghahn, 2022. Olaf Mörke, ”Seventeenth Century-Sweden and the Dominium Maris BalticiA Maritime Empire?”, Empires of the Sea: Maritime Power Networks in World History, hrsg. von Olaf Mörke, Rolf Strootman, Floris van den Eijnde und Roy van Wijk, Leiden und Boston: Brill, 2020, 219-41. Michael Roberts, The Swedish Imperial Experience, Cambridge: Cambridge University Press 1979.