Hartmann von Aue führt den Artusroman in die deutschsprachige Literatur des Mittelalters ein und mit ihm ein spezielles Ritterethos, das maßgeblich durch das Streben nach Ehre gekennzeichnet ist. Der literarischen Darstellung zufolge sind in der Gesellschaft des Hochmittelalters noch keine verbindlichen Rechtsnormen praktikabel, Konflikte werden durch Selbstjustiz geregelt und daher meist mit Gewalt: Im ritterlichen Ritual des Zweikampfs erwirbt der Ritter im besten Fall Ehre, verliert sie im schlechtesten Fall und kann sie auch nur im Kampf mit einem satisfaktionsfähigen Gegner wiederherstellen.
Um Ruhm und Ehre zu erlangen, begibt sich der Ritter auf Reise, weshalb das Seminar an das fächerübergreifend in der Lehre behandelte Semesterthema anschlussfähig ist. Die in der Literatur verhandelten Konzepte von Gewalt und Ehre werden unter Berücksichtigung des sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergrunds einer mittelalterlichen Kriegeraristokratie untersucht und analysiert. Ob wir schwerpunktmäßig den Erec, den Iwein oder beide Texte behandeln, wird zu Beginn des Seminars im Plenum entschieden. Aktuelle mediävistische Theorien und literaturwissenschaftliche Methoden werden wir uns gemeinsam aneignen und auf ihre Tragfähigkeit hin überprüfen.
Die Lehrveranstaltung vermittelt erweiterte literatur- und kulturhistorische Kenntnisse sowie die Fähigkeit zur Präsentation und Diskussion von Themen(-komplexen) aus dem Spektrum der mittelalterlichen Literatur. Neben Literaturgeschichte, Erzählformen, Textanalyse und fachwissenschaftlichen Spezialfragen steht auch die berufspraktische Anwendbarkeit des Lehrinhaltes im Fokus des Seminars.

Literatur:

  • Jürgen Wolf: Einführung in das Werk Hartmanns von Aue, Darmstadt 2007. (zur Einführung)
  • Hartmann von Aue: Erec. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg. v. Volker Mertens, Stuttgart 2008. (Textausgabe zur Anschaffung)
  • Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch - Neuhochdeutsch, hg. v. Rüdiger Krohn, Mireille Schnyder, Stuttgart 2012. (Textausgabe zur Anschaffung)