Wolfram von Eschenbach, einer der bedeutendsten und originellsten Erzähler der sogenannten Blütezeit mittelhochdeutscher Dichtung, schuf um 1200 mit seinem Parzival einen Versroman, dem schon zeitgenössisch enormer Erfolg beschieden war. Zwar stellt die Tafelrunde des mythischen König Artus eine wichtige Station in der ritterlichen Karriere des Protagonisten dar, doch wird dieser Handlungsstrang durch die zweite Hauptfigur Gawan erweitert und mündet in der Suche nach dem Heiligen Gral.
Das fächerübergreifend in der Lehre behandelte Semesterthema „Reisen“ wird am Beispiel des Parzival Wolframs von Eschenbach vor allem mit Blick auf die Orientfaszination anvisiert, die sich im Text nicht nur bei der Gralssuche und den vorhandenen Kreuzzugsreminiszenzen findet, sondern auch in die Bereiche Liebe und Ehe ausstrahlt.
Die Lehrveranstaltung vermittelt erweiterte literatur- und kulturhistorische Kenntnisse sowie die Fähigkeit zur Präsentation und Diskussion von Themen(-komplexen) aus dem Spektrum der mittelalterlichen Literatur. Neben Literaturgeschichte, Erzählformen, Textanalyse und fachwissenschaftlichen Spezialfragen steht auch die berufspraktische Anwendbarkeit des Lehrinhaltes im Fokus des Seminars.

Literatur (zur Einführung):

  • Wolfram von Eschenbach: Parzival. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann, übers. von Peter Knecht, Einf. zum Text von Bernd Schirok. Berlin/New York 2012 (https://doi.org/10.1515/9783110893571).
  • Dallapiazza, Michael: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Berlin 2009.