Mit seinem 1624 erschienenen „Buch von der Deutschen Poeterey“ setzte der schlesische Dichter Martin Opitz (1597-1639) neue Maßstäbe für die Dichtung in deutscher Sprache. Das Buch gehört zur Textsorte der sogenannten Poetiken; es ist also eine Anweisung für das richtige Abfassen literarischer Werke. Opitzens Reformvorschläge quer über alle Gattungen, vor allem aber der Lyrik, lösten in den Folgejahren eine schier unglaubliche literarische Produktivität nach den neuen Regeln aus. Anstatt jedoch in Opitz den ‚Vater der deutschen Dichtung‘ zu sehen, wie es die ältere Forschung gerne etwas bieder formuliert hat, wollen wir seine theoretischen wie praktischen Innovationen in einem größeren, durchaus auch europäischen Zusammenhang beleuchten. Anlässlich des vierhundertjährigen Jubiläums von Opitzens wegweisender Schrift erarbeiten wir uns gemeinsam die Spielfelder und -einsätze frühneuzeitlicher literarischer Innovation und ihre kulturpolitische Dimension.