Nacht und Schatten spielen in der Kunstgeschichte eine beeindruckende Rolle, halten sie doch ein Reservoir an Schilderungen bereit, die vom Mittelalter bis zur Moderne reichen.
Herausragende Maler haben sich mit den Herausforderungen des Dunklen auseinandergesetzt, und gerade hier zeigt sich ihre bis heute zu bewundernde künstlerische Virtuosität. Im 17. Jahrhundert finden Feuersbrünste oder Naturkatastrophen vor nächtlichem Himmel statt. Neben Darstellungen, die der einsamen Arbeit, der Suche nach den letzten Dingen oder der Reflexion des Lebens gewidmet sind, wird bei Kerzenlicht gespielt, geliebt und gestorben. Rembrandt ist der Meister des Helldunkels, des Zwielichts und der Schatten. Ernst H. Gombrich hat die vielfältigen Facetten zum Schatten in seiner herausragenden Schrift „Schatten – Ihre Darstellung in der abendländischen Kunst” (1996) thematisiert.
In der Moderne erlangt u. a. die nächtliche Großstadt mit ihren Abgründen von Gewalt, Verbrechen und Dekadenz eine beeindruckende Bildwürdigkeit. Insbesondere seit der Romantik wird auch die innere Seite des Menschen beleuchtet.
Das virtuelle Ausstellungsprojekt „Shadowlands” setzt sich dezidiert mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen zum Thema Nacht und Schatten auseinander. Abseitiges und Fremdes, Verbrechen und Gewalt, Schmerz und Rausch, aber auch Erotik und Sexualität treten zuweilen mit großer Drastik in den Bildwerken hervor; die Absenz von Liebe wird bewusst. Im Seminar werden ausgewählte zeitgenössische künstlerische Positionen und Werke besprochen. Das Ziel ist, eine Skizze für eine virtuelles Ausstellungsprojekt zu erarbeiten.
- Dozent/in: Gerhard Graulich