Warum wirken Gesellschaft und Kultur nach all dem Fortschritt der Menschheit teilweise immer noch entfremdend? Warum fühlen sich die Menschen gerade in der eigenen kulturellen Dimension nicht frei? Diese Fragen hat sich bereits Friedrich Schiller in seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen gestellt. Und genauso aktuell wie die Fragen ist seine Antwort: Wo zwar die Vernunft Fortschritt erreicht, bleibt die Weiterentwicklung des Gefühls, des Herzens aus, sodass Gesellschaft und Kultur als fremde verwaltende Instanz empfunden werden.

Hieraus ergibt sich Schillers ambitioniertes Unternehmen: Den Menschen nicht nur zu denken, sondern auch zu fühlen lehren. Das Mittel zu dieser Erziehung ist die Erfahrung der Schönheit, die in den Briefen aufmerksam und originell vertieft und in Zusammenhang mit Moral, Freiheit und Kultur gebracht wird. Schiller thematisiert die Potentialitäten und Widersprüche des menschlichen Geistes und versucht kulturkritisch gesinnt zu erklären, was beim Fortschritt schiefgelaufen ist, wie seine Bahn korrigiert werden kann und wie die ästhetische Erziehung zu einer Kultur führen kann, die dem menschlichen Geist wirklich entspricht.

Im Seminar analysieren wir Schillers Briefe und diskutieren darüber, was davon in der heutigen Gesellschaft angewandt werden kann.