Was genau ist Nihilismus? Eine kulturkritische Position, die die Ganzheit der Kultur radikal in Frage stellt; ein Merkmal von Figuren, die gegen die Autorität rebellieren; die ethische Ernüchterung vor der Leere moralischer Ideale; eine metaphysische Ahnung der Sinnlosigkeit der Existenz? Diese unterschiedlichen Konzeptionen teilen einen gemeinsamen Aspekt: Hinter etwas, das für bedeutungsvoll gehalten wurde, steckt eigentlich – nichts. Nihilismus ist, was auf die Erfahrung der Nichtigkeit von moralischen Werten, Konventionen, Regeln, Weltanschauungen folgt, die Haltung einer Person, die die absolute Sinnlosigkeit aller Sinne erkennt.

Und doch ist Nihilismus nicht nur ein Schwindelgefühl vor der Unendlichkeit des Nichts. Er ist auch der kreative Antrieb zur Neuschöpfung, das Streben nach radikaler Freiheit, die sich nur durch den Fall aller Zwänge ergibt.

Im Seminar wollen wir dieses nebulöse und mehrdeutige, dafür aber umso spannendere philosophische Phänomen vertiefen. Dazu setzen wir uns vorwiegend mit Friedrich Nietzsche auseinander, der, wenn auch kontrovers, einen tiefen Einblick ins Unbehagen, aber auch in die Potentiale des Nihilismus gibt. Anschließend beschäftigen wir uns mit moderneren Positionen zum Nihilismus, wie beispielsweise die Martin Heideggers und Karl Löwiths.