Der ‚Wigalois‘ des Wirnt von Grafenberg ist zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden. Obwohl im Mittelalter sehr beliebt, zählt dieser Artusroman nicht zu den kanonischen Texten der sog. ‚höfischen Klassik‘, hängt mit ihnen aber eng zusammen. Erzählt wird vom abenteuerlichen Bewährungsweg des Ritters Wigalois: In einem Feenreich aufgewachsen, gelangt der jugendliche Held auf der Suche nach seinem unbekannten Vater an den Artushof. Von dort ausgehend muss Wigalois viele ‚aventiuren‘ bestehen: In verschieden Anderswelten behauptet er sich mithilfe einer Vielzahl magischer Dinge gegenüber Riesen, einem Drachen, einem ‚wilden Weib‘, einem Teufelsbündner und anderen Widersachern. Als Wigalois schließlich heiratet und ein eigenes Herrschaftsgebiet erlangt, kommt es zu einem regelrechten Weltkrieg zwischen Christen und ‚Heiden‘.
Im Seminar werden wir uns den ‚Wigalois‘ mithilfe verschiedener Schwerpunktsetzungen systematisch erarbeiten: Nach der sukzessiven gemeinsamen Lektüre des Gesamttextes nehmen wir die auffällig vielfältigen Raumordnungen, die im ‚Wigalois‘ eingesetzt und miteinander vernetzt werden, in den Blick, auch unter dem Aspekt von Gattungsfragen. Danach betrachten wir einzelne Episoden vor dem Hintergrund kulturtheoretischer Fragestellungen wie Dingtheorie, Monster Studies oder Postkolonialismus noch einmal genauer, um verschiedene Deutungsperspektiven auf den Gesamttext zu entwickeln. Auf regelmäßige Teilnahme wird Wert gelegt.
- Dozent/in: Falk Quenstedt