Wahnsinn und Verrücktheit gelten gemeinhin als Gegenteil von Vernunft und Normalität. Diese Grenzziehung ist auch Folge einer langen Geschichte von Institutionen, wie Irrenhäusern und psychiatrischen Anstalten, die den Wahnsinnigen aus der Gesellschaft ausgrenzten und seine Stimme als ernstzunehmende zum Schweigen brachten. Die Literatur hingegen hat immer wieder versucht, dem Wahnsinn eine eigene Stimme zu verleihen und die Grenzen zwischen Vernunft und Unvernunft sowie Realität und Phantasie aufzuweichen. An einschlägigen literarischen Texten unterschiedlicher Gattungen von E.T.A. Hoffmann, Georg Büchner, Hugo von Hofmannsthal, Alfred Döblin, Georg Heym u.a. möchte das Seminar Formen des verrückten Sprechens, Wahrnehmens und Darstellens verfolgen.
Folgende Fragen werden uns begleiten: Mit welchen literarischen Verfahren wird Wahnsinn dargestellt? Welche Formexperimente lassen sich dabei beobachten? Ist die Vorstellung von Wahnsinn grundsätzlich auf das Geschichtenerzählen und Fiktion angewiesen? Unterlaufen die literarischen Texte bestimmte psychiatrische Krankheitsbilder ihrer Zeit?
- Dozent/in: Andrea Erwig-Haselbeck