Die Frage „Was ist Aufklärung?“ lässt sich keineswegs einheitlich beantworten. Aufklärung ist die Befreiung von äußerlichen Autoritäten, sowohl theoretisch als auch praktisch, sodass sie sich als Kritik an diesen Autoritäten oder sogar als Kampf gegen sie gestaltet; sie ist die Umwälzung bestehender Ordnungen. Aufklärung ist zugleich die Eröffnung von neuen Perspektiven, im Denken und Forschen sowie im Handeln, und dadurch schafft sie auch neuere, gerechtere Ordnungen. Aufklärung ist die Verwerfung der Intoleranz und die Behauptung der Akzeptanz und des Pluralismus; sie steht gegen Dogmen und fördert das Zweifeln und das Stellen immer neuen Fragen; Aufklärung ist der Mut zum Selbstdenken und zum Selbsthandeln.

Aufklärung ist also ein vielfältiges Phänomen, ein Streben nach Freiheit mit unterschiedlichen Gesichtern – diesen Gesichtern ist das Seminar gewidmet. Jede Figur (Voltaire, Diderot, Kant, Lessing, usw.), deren Texte wir analysieren, soll den Zugang zu einem Kernaspekt der Aufklärung darstellen, damit diese allmählich konkretisiert wird.