Die Kirche entwickelte im Mittelalter eine Theologie des Kirchenschatzes (thesaurus ecclesiae), der zufolge Christus und die Heiligen (gestorben im Martyrium oder auch Bekenntnis) sowohl im diesseitigen als auch im jenseitigen Leben durch ihre Fürsprache und ihre guten Werke den Menschen zu helfen zu vermögen und ihre Sündenstrafen im Jenseits zu verkürzen. Damit waren sie intensiv Teil der Lebenswirklichkeit. Die biblischen Bücher, insbesondere die Leidensgeschichte Jesu Christi sowie die Legenden der Heiligen sind die dominierenden Themen in den mittelalterlichen Bildkünsten, ob in der Skulptur, Malerei oder Druckgraphik. Die christliche Ikonographie ist damit eine der wichtigsten Säulen zum Verständnis der vormodernen europäischen Kunstgeschichte. Aber selbst die Moderne reflektiert noch in ihren abstraktesten Positionen vielfach auf ihre Vorgeschichte.
Das Seminar führt anhand von Einzelanalysen aus unterschiedlichen Gattungen und Kontexten in die christliche Ikonographie und ihre textlichen Quellen ein. Zugleich wird als Grundlage kunstwissenschaftlichen Arbeitens die Bildbeschreibung und -analyse geübt.
- Dozent/in: Livia Cárdenas