Philosophie und Literatur. Die Filme von Rainer Werner Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder, der 2025 achtzig Jahre alt geworden wäre, gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films; bekannt ist er vor allem für seine kritische und oft konfrontative Auseinandersetzung mit dem Westdeutschland der Nachkriegszeit, der 60er und 70er Jahre. In seinen Filmen geht Fassbinder den Spuren des Faschismus in der eigenen Gegenwart nach, legt Formen der sozialen Ausgrenzung und Abhängigkeitsverhältnisse offen und stellt das Leben von Minderheiten dar. Die eigenwillige und eigensinnige Ästhetik der Filme wirkt bis heute weiter, vor allem im zeitgenössischen Theater oder in aktueller Videokunst, nicht zuletzt aber im internationalen Kino.
Im Seminar wollen wir einen Blick aus literaturwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive auf einige bekannte und einige nicht ganz so bekannte Filme und Fernseharbeiten Fassbinders werfen. Im Fokus stehen dabei zum einen Filme, die auf Romanen und Theaterstücken beruhen (die Verfilmungen Katzlmacher / Pioniere in Ingolstadt / Fontane Effi Briest); zum anderen Filme, die mehr oder weniger ausdrücklich philosophische Fragen thematisieren (die Fernsehserie Welt am Draht und die berühmten Spielfilme Martha und Angst essen Seele auf). Im Seminar untersuchen wir ausgehend von einer Lektüre ausgewählter Texte sowie dem Betrachten der Filme Fassbinders Umgang mit literarischen Vorlagen und widmen uns außerdem den Verbindungen etwa zum Existentialismus, zu den Gesellschaftsdiagnosen der kritischen Theorie, Brechts Theaterästhetik und der Gendertheorie. Darüber hinaus werfen wir auch einen Blick in Fassbinders eigene Schriften zu Literatur und Film.
- Dozent/in: Tobias Gutmann
- Dozent/in: Sebastian Haselbeck