Die Liebe zwischen zwei Personen ist uns allen mehr oder weniger gut vertraut. Wenn wir aber sagen sollen, was die Liebe (oder in antiken Termini: philia, eros, agape, caritas) ist, versagen unsere Worte. Wie kann man sich einer Analyse des Begriffes der Liebe methodisch nähern? Wie soll man die personale Liebe definieren, was macht ihr Wesen aus? Und was ist mit den Formen der Liebe, die sich nicht auf Personen, sondern auf Ideale oder Sachen richten?
In diesem Seminar werden Sie die antiken Liebestheorien des Platon und des Aristoteles kennenlernen. Platon schlägt im „Symposium” in der Rede des Aristophanes (189a-193d) als Wesenskern der personalen Liebe das Streben nach Einheit vor, Aristoteles versteht in seiner „Nikomachischen Ethik” in den Büchern VIII und IX unter Liebe sowohl das Sich-Sorgen um die geliebte Person, das Wohlwollen (eunoia), als auch das dialogische Miteinander der sich liebenden Personen. Platon diskutiert im „Symposium” in der Rede der Diotima (198a-212c) zusätzlich auch noch eine nicht-personale Liebe zum Schönen und Guten. Wir werden diese vier Liebestheorien – die Verschmelzungs- (Union), die Sorge- (Caring) und die Dialogtheorie (Sharing) der Liebe sowie die Liebe als das Streben nach dem Schönen und Guten – anhand der Quellen rekonstruieren, kritisch bewerten und in Auseinandersetzung mit modernen Weiterentwicklungen (v.a. bei Harry Frankfurt und Angelika Krebs) diskutieren.
Primärliteratur:
Aristoteles: Nikomachische Ethik, auf der Grundlage der Übersetzung von Eugen Rolfes herausgegeben von Günther Bien, Meiner: Hamburg 1985. (u.ö.)
Platon: Das Gastmahl, griechischer Text von Léon Robin und Louis Méridier, deutsche Übersetzung von Friedrich Schleiermacher, WBG: Darmstadt 1990 (= Platon, Werke in acht Bänden, Dritter Band). (u.ö.)
Weiterführende Literatur:
Frankfurt, Harry G.: Gründe der Liebe, aus dem Amerikanischen von Martin Hartmann, Suhrkamp: Frankfurt am Main 2005.
Krebs, Angelika: Zwischen Ich und Du. Eine dialogische Philosophie der Liebe, Suhrkamp: Berlin 2015.
Weitere Literatur wird im Seminar genannt.
- Dozent/in: Gregor Damschen