Dieses Seminar beschäftigt sich mit der Geschichte der Volksrepublik Polen (Polska Rzeczpospolita Ludowa, PRL) von ihrer Gründung 1952 bis zu ihrem Ende 1989. Es untersucht die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen dieser Epoche, die durch die kommunistische Herrschaft und die sowjetische Kontrolle geprägt war. Dabei werden die tiefgreifenden Konflikte beleuchtet, die Polen als widerstandsfähigen Nationalstaat trotz der Fremdherrschaft formten. Nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs strebte Polen eine ethnisch homogene Gesellschaft an, was jedoch durch die sowjetische Einflussnahme und den Machtanspruch der Kommunistischen Partei erschwert wurde. Die katholische Kirche konnte als einzige Institution ihre Unabhängigkeit bewahren und entwickelte sich zum wichtigsten Gegenspieler des Regimes. Das Seminar analysiert wirtschaftliche Experimente wie den gescheiterten Sechsjahresplan, die politischen Lockerungen nach Stalins Tod und die zunehmenden Repressionen in den 1960er Jahren. Einen Schwerpunkt bildet der gesellschaftliche Widerstand, von den Protesten in Posen 1956 über die Küstenstreiks 1970 bis hin zur Solidarnosc-Bewegung 1980, die das kommunistische Regime nachhaltig erschütterte. Trotz der Verhängung des Kriegsrechts 1981 konnte die Opposition schließlich 1989 den Übergang zur Demokratie einleiten. 

Das Seminar thematisiert zentrale Aspekte wie die Beziehungen zur Sowjetunion, die Rolle der Kirche, die wirtschaftlichen Misserfolge, die sozialen Bewegungen und die politischen Reformen, die Polen zum ersten demokratischen Staat des zerfallenden Ostblocks machten. Ziel ist es, die komplexen Dynamiken dieser Zeit zu verstehen und ihren historischen Kontext einzuordnen.