Sie gehen sicher davon aus, dass wir bereits aufgeklärte Menschen sind. Doch sind wir es wirklich? Angesichts einer Welt, die ihre Zeit mit Katzenvideos, Fake News und Verschwörungsideologien verschwendet, einer Welt, in der Politikmüdigkeit in Demokratieverdrossenheit umschlägt und die krudesten Formen des Populismus an die Macht kommen, einer Welt, in der die religiös motivierte Ermordung unschuldiger Menschen und die völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer an der Tagesordnung sind, fällt es schwer, die Frage positiv zu beantworten. Nach Kant ist Aufklärung „der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (I. Kant, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“). In welchem Sinne ist diese Unmündigkeit aber selbstverschuldet, mit welchen emanzipatorischen Mitteln können wir sie überwinden und was ist die Autonomie, die wir dadurch erreichen wollen? Wenn wir nicht alle aufgeklärt, vernünftig und frei sind, worin besteht dann genau das Projekt der Aufklärung, das noch vor uns liegt? Was müssen wir tun, um selbständig zu denken? Um es mit dem Philosophen Rainer Enskat auf einen Punkt zu bringen: „Aufklärung – wodurch, für wen, worüber, wozu?“ Diesen und weiteren Fragen werden wir anhand philosophischer Texte von der Antike bis zur Gegenwart nachgehen. Dabei werden Platons, Kants und Rousseaus Ansätze eine zentrale Rolle spielen.

Literatur: Die Textauswahl wird in der Einführungssitzung des Kurses vorgestellt.

Diese Veranstaltung bildet in den Optionalen Studien zusammen mit dem Kurs „Grundfragen in der europäischen Philosophie“ in diesem Semester (SoSe 2025) das Modul „Geschichte der Philosophie“.