Die Darstellung Jesu Christi in seinen verschiedenen Facetten ist der dominierende Bildgegenstand in der Kunst des Mittelalters und auch in der sakralen Kunst der Frühen Neuzeit. Hier beginnt das Repertoire nicht bei der Geburt in einem armseligen Stall in Betlehem und endet nicht mit der Kreuzigung auf dem Golgota-Hügel in Jerusalem, sondern es wurden die Ereignisse der Vorgeschichte der Geburt ebenso verbildlicht wie Begebenheiten seines öffentlichen Wirkens, seine Auferstehung von den Toten und seine verheißene Wiederkunft am Jüngsten Tag. In der Regel gehen die Bildthemen auf Texte des Neuen Testaments zurück, doch darüber hinaus haben sich gleichermaßen apokryphe, nicht in die Bibel aufgenommene Schriften und mittelalterliche Legenden auf die Entstehung zahlreicher Motive ausgewirkt und die Darstellungen regelrecht ausgeschmückt. Zudem sind komplexe theologische Sachverhalte manchmal eher unterschwellig, zum Teil aber auch explizit visualisiert worden. Indem charakteristische Elemente immer wieder aufgegriffen und nur leicht variiert wurden, bildete sich eine spezifische Ikonographie heraus, so dass die Darstellungen leicht wieder erkannt und zur Vermittlung eines bestimmten Glaubenswissens genutzt werden konnten.

In der Einführung werden die unterschiedlichen Darstellungsweisen Jesu Christi chronologisch an seiner „Vita“ orientiert vorgestellt und erarbeitet. Hierbei kommen zwischen dem 4. bis 18. Jahrhundert entstandene Bildwerke sowohl aus dem nordalpinen Bereich wie dem Ostseeraum als auch beispielsweise aus Byzanz und Rom zur Sprache. Gemeinsam werden wir die (Quellen-)Texte lesen, sie auf ihre kunsthistorische Relevanz hin untersuchen und die verschiedenen Sinnebenen der Bilder entschlüsseln. Im Rahmen eigener Impulsreferate erhalten Sie die Gelegenheit, sich in die Beschreibung und die ikonographische Interpretation bestimmter Darstellungen einzuüben. Zur Vertiefung werden wir repräsentative Objekte vor Ort (z. B. in Stralsund, Anklam) ansehen und diskutieren.