Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553) war einer der produktivsten Maler des ausgehenden Spätmittelalters und der beginnenden Frühen Neuzeit. Gemeinsam mit seiner Werkstatt und seinem Sohn Lucas Cranach d. J. schuf er knapp 3.000 Gemälde mit unterschiedlichsten Bildthemen, dazu kommen zahlreiche Zeichnungen und Graphiken. Seine Werke zeichnen sich durch ein breites Repertoire an Motiven aus, beginnend mit mythologischen und allegorischen Darstellungen über Szenen aus dem Alten und Neuen Testament bis hin zu Portraits weltlicher und geistlicher Herrscher. Darüber hinaus entstanden mit wandelbaren Altarretabeln in seiner Werkstatt mehrteilige Bildsysteme, die verschiedene Typen von Motivgruppen miteinander kombinieren. Hierbei richteten sich die Bildthemen nach den Wünschen seiner oftmals mächtigen Auftraggeber, die ihre Herrschaftsansprüche durch die Gemälde legitimieren und konsolidieren sowie religiöse Anschauungen propagieren wollten. Gerade im Hinblick auf die Reformation erwies sich die Cranach-Werkstatt als sehr flexibel und arbeitete parallel sowohl für die ‚altgläubigen‘ Auftraggeber wie Albrecht von Brandenburg als auch für reformatorisch gesonnene Landesherrn wie Friedrich den Weisen. Im Seminar werden zentrale Werke Lucas Cranachs d. Ä. und seiner unmittelbaren Nachfolger in ihrem jeweiligen kulturellen, politischen oder religiösen Kontext und unter ikonographisch-motivischen und stilistischen Gesichtspunkten untersucht. Auf diese Weise lassen sich die Bildwerke als Zeugnisse von epochalen Wandlungsprozessen und Auseinandersetzungen verstehen, auf die Cranach mit seiner Werkstatt wirtschaftlich effizient und höchst professionell reagierte und somit zwischen den unterschiedlichsten Strömungen, Auftragssituationen und Interessen oszillierte.