Blickordnungen, -richtungen und Perspektiven beschäftigen die Bildwissenschaft und Visual Culture Studies in ihren visuellen Ausformungen. Obwohl der Begriff des male gaze aus der psychoanalytisch geprägten feministischen Filmtheorie stammt, wird er heutzutage wie selbstverständlich auf weitere Blickordnungen der visuellen Kultur der Gegenwart angewandt. Denn das eingängige Konzept des male gaze hilft dabei die (anhaltende) Objektifizierung des weiblichen Körpers durch einen patriarchal geprägten Blick zu erklären, zu analysieren und als ungerecht/einseitig auszumachen. Zwangsläufig schließt sich daran auch die Frage nach anderen Perspektiven an: Gibt es einen female gaze und wenn ja, wie unterscheidet er sich vom männlichen? Wie verhält es sich mit einem queeren Blick? Was ist ein Blickregime und müssen wir uns diesem zwangsläufig unterwerfen? Wie blicken wir anders?

In diesem Seminar nehmen wir unter anderem den Text Visuelle Lust und narratives Kino (1973) von Laura Mulvey als Ausgangspunkt, um über die Persistenz dieses Blickregimes nachzudenken, künstlerische Versuche anderer Blickordnungen auszuloten und die Möglichkeit eines female oder queer gaze zu reflektieren. Dabei nehmen wir unterschiedliche künstlerische Praktiken/Positionen, populärkulturelle Phänomene und klassische Beispiele aus der Kunstgeschichte genauer unter die Lupe.

Die Bereitschaft zur umfassenden Lektüre und Übernahme einer „Textpatenschaft“ wird vorausgesetzt.