Neue politische Programme oder Instrumente breiten sich oft schnell international aus. Vielfach geschieht dies in Abwesenheit verbindlicher zwischenstaatlicher Übereinkommen. Die Politikwissenschaft bezeichnet solche Fälle, in denen nationale Regierungen die politischen Maßnahmen anderer Regierungen freiwellig, d.h. ohne Zwang oder völkerrechtliche Verpflichtungen, nachahmen, als Politikdiffusion. Zentrales Element ist dabei, funktionale Erklärungsmuster mit externen Faktoren zu erweitern. Diffusion stellt einen dezentralen Prozess der freiwilligen Nachahmung externer Politikmodelle dar. Theoretischer Kern ist die Annahme, dass politische Entscheidungen in einem Staat die Entscheidungen anderer Staaten in einem Politikfeld beeinflussen, da der Nationalstaat in einer Interdependenz zu anderen Einheiten steht.

Das Seminar wird neben der Einführung in die Theorie und Empirie der Politikdiffusion, einen besonderen Schwerpunkt auf die Vermittlung von methodischen Fertigkeiten zur Analyse räumlicher Abhängigkeiten legen. Dabei werden praktische Sitzungen angeboten, in denen Beispiele zur Schätzung und Berechnung von „spatial lags“ in TSCS-Datensätzen bearbeitet werden. Anhand der Lektüre empirisch-vergleichender Analysen sollen diffusionale Effekte unter anderem in den Politikfeldern Wirtschaft und Finanzen, Wohlfahrtsstaat und Umwelt untersucht werden.

Literatur:

  • Gilardi, Fabrizio. 2012. “Policy interdependence: transfer, diffusion, convergence.” In: Comparative Policy Studies. Conceptual and Methodological Challenges. Palgrave: Mac., 1–16.
  • Jahn, Detlef. 2015. “Diffusion.” In: Wenzelburger, Georg, Reimut Zohlnhöfer (eds.), Handbuch PolicyForschung. Springer Fachmedien Wiesbaden, 247–276.
  • Jahn, Detlef, Sebastian Stephan. 2015. “The Problem of Interdependence.” In: Braun, Dietmar, Martino Maggetti (eds.), Comparative Politics: Theoretical and Methodological Challenges. Cheltenham: Edward Elgar, 14-54.