Die Annahme, dass staatliche Politiken und deren Ergebnisse ein Resultat autonomer Handlungen sind, erscheint in Zeiten zunehmender Verflechtung der nationalen Ökonomien und Gesellschaften wenig überzeugend. Die nationale Handlungsautonomie und die Steuerfähigkeit stehen auf dem theoretischen und konzeptuellen Prüfstand. Vertreter der Internationalen Hypothese, wie Cameron, Scharpf und Pierson, sehen die Regierungspraxis von externen, inter- oder transnationalen Konstellationen oder Kräften bestimmt und nachhaltig beeinflusst. Das Seminar widmet sich diesem Themenkomplex, indem es zunächst Globalisierung als wesentliches Konzept in der Staatstätigkeitsforschung etabliert und anschließend empirische Belege in einer Vielzahl themenrelevanter Politikfelder untersucht (Sozial-, Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt- und Energiepolitik). Damit soll der Frage nachgegangen werden, wie sich der Begriff und die potentiellen Wirkungen der Globalisierung von anderen Phänomenen abgrenzen lassen. Dadurch entsteht ein Diskurs über die Auswirkungen der im Widerspruch zueinander stehenden Hypothesen zum Einfluss der Globalisierung auf die Determinanten staatlichen Handelns.

Neben der inhaltlichen Ausrichtung des Kurses werden die Studierenden in einem Praxisteil zur selbstständigen Recherche, Datenerhebung und Datenanalyse angeleitet. Die Arbeit im Forschungsseminar erfolgt mit Unterstützung gängiger Analyseprogramme (Stata) und verlangt eine Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit statistischen Analysemethoden (z.B. Regressionsanalyse). Das Modul schließt mit einer Hausarbeit ab, die aus diesem Arbeitskontext hervorgehen muss. Wesentlicher Aspekt ist die forschungspraktische Arbeit, die seminarbegleitend in Form von Referaten vorgestellt wird.

Literatur:

  • Busch, Andreas, Thomas Plümper (eds.), 1999. Nationaler Staat und internationale Wirtschaft. Baden-Baden: Nomos.
  • Haynes, Jeffrey. 2005. Comparative Politics in a Globalizing World. Cambridge: Polity Press.
  • Obinger, Herbert, Uwe Wagschal, Bernhard Kittel (eds.), 2002. Politische Ökonomie: Politik und wirtschaftspolitische Leistungsprofile in OECD-Demokratien. Leverkusen: Leske + Budrich.
  • Schmidt, Manfred G., Tobias Ostheim, Nico A. Siegel, Reimut Zohlnhöfer (eds.), 2007. Der Wohlfahrtsstaat: Eine Einführung in den historischen und internationalen Vergleich. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.