Do., 16-18 Uhr, Vorbesprechung: 06.04.

Seminarraum Botanik, Soldmannstraße 15

Der Arzt, Musikwissenschaftler, Theologe und Philosoph Albert Schweitzer gilt als einer der Wegbereiter und Pioniere der heutigen Umweltethik. Ein halbes Jahrhundert bevor die akademische Philosophie sich dieses Themas annahm, hatte er mit seiner "Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben" ein Moralkonzept vorgelegt, in dem nicht nur Menschen, sondern alle Lebewesen unmittelbare Gegenstände menschlicher Verantwortung sein können. Während dieser erweiterte ethische Ansatz in der Fachwelt noch bis vor kurzem weitgehend ignoriert wurde, ist er im öffentlichen Bewusstsein eher verniedlicht worden. Viele Menschen sehen in Schweitzer einen etwas sentimentalen Urwalddoktor, der aus einem privaten Mitleid heraus gehandelt habe. Dieses Bild ist falsch. Schweitzer war ein nüchterner Denker, dem nichts ferner lag, als seine Ethik auf Romantik oder gar Sentimentalität zu gründen. Die Ehrfurcht vor dem Leben schien ihm als der harte Kern einer Weltanschauung, in der die Kultur des Menschen mit der Natur zu versöhnen sei. Im Seminar soll eine Einführung in sein Denken gegeben sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit anderen ethischen Konzepten herausgearbeitet werden. Die "Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben" ist dabei gut geeignet, Grundprobleme der Umweltethik kennenzulernen, so z.B. das Problem von Wertrangordnungen, von moralischen Dilemmata, des Schuldbegriffs, der Letztbegründung, des Verhältnisses zwischen Weltanschauung und Ethik und des Streites zwischen Individualismus und Holismus.