Der Sprachkontakt bildet einen wichtigen Faktor in der Entwicklung von Sprachen. Dies trifft nicht nur auf den Wortschatz  zu, obwohl hier die Einflüsse anderer Sprachen auf eine zu untersuchende Sprache besonders deutlich sind, sondern schließt alle klassischen Sprachebenen ein (Phonetik/Phonologie, Morphologie, Morphosyntax, Syntax). Dabei spielen auch die sprachstrukturellen Eigenschaften der in Kontakt stehenden Sprachen eine wichtige Rolle, insbesondere für die Frage, auf welchen Ebenen sich der Einfluss einer Sprache auf eine andere Sprache bemerkbar macht. Die sprachtypo­logischen Eigenschaften sind demnach zwar nur ein Faktor, den es bei der Untersuchung von Sprachkontakten und ihren Folgen zu beachten gilt, aber ihre Wirkung soll in dieser Veranstaltung in den Mittelpunkt gerückt werden. Nach einer gründlichen und in Form einer Vorlesung erfolgenden Einführung in den Sprachkontakt und in die Sprachtypologie sollen die Auswirkungen der Sprachtypologie für den Sprachkontakt exemplarisch anhand verschiedener Sprachkontaktkon­stellationen analysiert werden. Dabei werden Konstellationen, in denen typologisch sich nahe stehende Sprachen in Kontakt treten (z.B. Kirchenslawisch und Russisch, Russisch und Ukrainisch, Polnisch und Ukrainisch, Polnisch und Tschechisch, aber auch zwei skandi­navische oder zwei andere germanische Sprachen), mit Konstellationen verglichen werden, in denen die beiden Sprachen typologisch deutlicher (z.B. Kontakte zwischen einer germanischen und einer slawischen Sprache, einer germanischen und einer romanischen Sprache, einer slawischen und einer baltischen Sprache etc.) oder sehr deutlich (z.B. die englisch- oder französischbasierten Pidgin- und Kreolsprachen in Afrika oder der Sprachkontakt an der russisch-chinesischen Grenze) zueinander kontrastieren. Da sich der Kurs auch an Studierende des Masterstudiengangs „Sprachliche Vielfalt“ richtet, wird von allen TeilnehmerInnen die Bereitschaft erwartet, sich auch mit Sprachen zu beschäftigen, die sie nicht selbst studieren. Der Kurs ist also dezidiert nicht auf die slawischen Sprachen beschränkt.