Sich über Gegenwartskunst bzw. zeitgenössische Kunst in einer allgemeinen Weise zu äußern, ist direkt mit einer naheliegenden Problematik verbunden: man meint – sowohl in historischer als auch in inhaltlicher Hinsicht – für gewöhnlich mehr, als etwa bloß 'Kunst, die zum Zeitpunkt der Äußerung gerade hergestellt wird' oder 'die aktuell in bestimmten Galerien zu besichtigen ist' etc. Historisch gesehen ist mit dem Begriff vor allem eine gewisse Art von Kunst angesprochen, die ungefähr in den 1960er, 70er Jahren begann, umfassend in Erscheinung zu treten. Doch was umfasst der Begriff der Gegenwartskunst inhaltlich? Durch welche Merkmale zeichnet sich das aus, was man durch diesen Begriff in Absetzung von den klassischen und modernen Kunstbegriffen anspricht? Einige relevante Merkmale werden von Künstlern, in der Kunstkritik sowie in den kunsttheoretischen und -philosophischen Debatten hervorgehoben. So etwa eine dezidierte mediale Offenheit und mediale Verschränkungen, ein Hang zum Konzeptuellen oder auch das Nichtvorhandensein eines gewissen Fortschrittdenkens, welches den verschiedenen modernen Avantgarden noch eigen gewesen sei etc. Ausgehend von ausgewählten, einschlägigen künstlerischen Positionen und kunsttheoretischen Texten wird sich das Seminar reflexiv diesen Merkmalen und den Phänomenen der Gegenwartskunst annähern. Es wird diskutiert werden, ob Beschreibungen, wie die angeführten, zeitgenössischen künstlerischen Positionen gerecht werden. Besondere Aufmerksamkeit soll zudem der Frage gewidmet sein, wie der Gehalt der künstlerischen Manifestationen die Möglichkeiten ihrer begrifflich-expliziten Beschreibung und kunsttheoretischen Fassbarkeit übersteigt.
Die Lektüre zum Seminar wird rechtzeitig bekanntgegeben und per Moodle bereitgestellt.