Hegel sieht die Geschichte der Kunst – beginnend im alten Asien und im Orient, über die griechische Antike bis zur christlich geprägten, europäischen Kunsttradition – als Teil einer historischen Selbstentfaltung und Selbstbefreiung des Geistes, welche sich, nachdem diesem die sinnlich-materiellen Grenzen des Kunstwerks zu eng geworden seien, in der Religion, genauer: im christlichen Glauben, fortgesetzt habe und, im Zuge einer abermaligen Überschreitung, nun, zur Zeit Hegels, in der Philosophie münde. Sein systematisch-historischer Blick auf das Phänomen der Kunst macht ihn, in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs., zu einem wichtigen Vorläufer der akademischen Disziplin der Kunstgeschichte. Im Seminar wollen wir Hegels Ästhetik gemeinsam studieren und diskutieren sowie in erster Linie Gründe ermitteln, weshalb sie bis heute vielfach als eine reizvolle und fruchtbare Kunstphilosophie angesehen wird – trotz oder womöglich gerade wegen einiger ihrer höchst spekulativen, sich der Empirie wie der terminologischen Klarheit entziehenden Gehalte.