Öffentlichkeit und öffentliche Meinung zählen zu den zentralen Begriffen der Kommunikationswissenschaft und stellen grundlegende Voraussetzungen für eine funktionierende Demokratie dar. Begriff und Idee von Öffentlichkeit sind historische und kulturelle Errungenschaften, an die sich vielfältige normative und kritische Debatten knüpfen. Die sozialen und medialen Strukturen (öffentlicher) Kommunikation unterliegen seit einigen Jahren einem tiefgreifenden Wandel. Ausgehend vom Konzept kritischer bürgerlicher Öffentlichkeit soll das Seminar der Frage nachgehen, welche Vorstellung von Öffentlichkeit(en) unter Bedingungen von Online und Social Media sowie algorithmisch operierenden Plattformen noch angemessen ist: Haben bzw. hatten wir es immer schon mit fragmentierten (Teil-) Öffentlichkeiten im Plural zu tun? Entstehen egalitäre und partizipative Netzwerköffentlichkeiten oder eine agonistische Öffentlichkeit ohne Chance auf Verständigung oder gar Konsens? Zerstören neue Kommunikationsstrukturen und -stile Öffentlichkeit oder löst sich diese einfach auf? Welche Rolle spielen Kommerzialisierung, Plattformisierung und Algorithmisierung gesellschaftlicher Kommunikation? Verläuft öffentlicher Diskurs auf der Grundlage rationaler Argumente, affektiver Empörung oder erstickt er im Bullshit der Social Media, identitärer Ab- und Ausgrenzung sowie der Propaganda „alternativer Medien“?

Lektüre:
Ritzi, Claudia (2019). Politische Öffentlichkeit zwischen Vielfalt und Fragmentierung. In: Hofmann, Jeanette/ Kersting, Norbert/ Ritzi, Claudia/ Schünemann, Wolf J. (Hrsg.). Politik in der digitalen Gesellschaft. Zentrale Problemfelder und Forschungsperspektiven. Bielefeld: transcript, S. 61-82. https://doi.org/10.14361/9783839448649-004