Im Jahr 1908 sorgt in Paris eine Publikation für Aufsehen, die das imperiale Schauspiel und die repräsentative Macht Napoleons aus einer ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet. Es handelt sich um die Mémoiren des Barons Fain, der zwischen 1806 und 1815 eine Stellung als Privatsekretär Napoleons innehatte. Sie enthüllen den enormen Verwaltungsapparat und die Tätigkeiten all der fleißigen Schreibkräfte, die im Hintergrund das Zirkulieren und die Verarbeitung von Nachrichten sowie ihre Kommunikation nach außen gewährleisten. Obwohl Sekretäre, Kopisten und Buchhalter seit Mitte des 19. Jahrhunderts längst zu Protagonisten der europäischen Literatur geworden sind, erscheinen die Erinnerungen Fains nicht von ungefähr zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Um 1900 treten Sekretäre als Massenphänomen in Erscheinung. Sie werden nun zu jener Berufsgruppe der „kaufmännischen Angestellten“ gezählt, die als empirisches Forschungsobjekt in den Fokus der entstehenden Soziologie rückt. Dennoch sind die zahllosen Bürokräfte nicht nur große Datenmenge und unscheinbare Dienstleister*innen geblieben, sondern um die Figur des und der Büroangestellten hat sich eine eigene Literatur formiert, die in besonderer Weise die Bedingungen des Schreibens sowie die Effekte von Verwaltungs- und Bürokratieapparaten reflektiert und teilweise widerspenstige Subjekte und Praktiken hervortreten lässt.