Obwohl Frauen heutzutage für nur zehn Prozent der Kriminalität in Europa verantwortlich sind, lag dieser Anteil in der Frühen Neuzeit deutlich höher. Besonders in Großstädten wie Amsterdam und London war etwa die Hälfte der verurteilten Kriminellen weiblich. Frauen, die Verbrechen begingen, waren unabhängig, hatten keinen festen Wohnort, und lebten in Armut. Für solche Frauen war Kriminalität eine Überlebensstrategie. Ihre Beziehungen mit Männern waren oft flüchtig; diese hatten ihre Frauen nach der Verlobung verlassen oder befanden sich Monate oder sogar Jahre im Dienst von Handelskompanien, der Kriegsflotte oder der Armee. In diesem Hauptseminar werden nicht nur die verschiedenen Verbrechen - zum Beispiel Diebstahl, Gewalt, Bettelei, Kindesmord, Ehebruch, Transvestismus oder Prostitution - sondern auch die Gründe für Frauenkriminalität erforscht. Wer waren diese Frauen und warum waren sie gezwungen, ihren Ausweg in der Kriminalität zu suchen?