Wer hat das nicht schon einmal erlebt - der Sport weicht dem Platz auf dem Sofa, der gesunde Salat dem himmlisch duftenden Schokopudding und das unliebsame Zeitschriftenabonnement wurde noch immer nicht gekündigt? Aus scheinbar unerfindlichen Gründen stimmt unser Handeln nicht immer mit dem überein, was wir uns zuvor vorgenommen hatten. Wir werden unseren Überzeugungen und dem, was wir eigentlich wollen, nicht gerecht und ärgern uns über das eigene Handeln oder das Ergebnis unseres Tuns. Überzeugung und Verhalten miteinander in Einklang zu bringen erscheint nicht immer leicht.

Einen neuen Lösungsansatz könnte die von Thaler und Sunstein 2008 veröffentlichte Strategie des ‚Nudging‘ bieten. ‚Nudge‘ bezeichnet einen Ansatz aus der Verhaltensökonomie, mit dem Menschen durch einen kleinen Schubs [engl. nudge] dazu bewegt werden sollen, die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen, ohne dabei in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu werden. Doch wie viel Freiheit bleibt uns tatsächlich, wenn wir mit verhaltenspsychologischen Strategien zu unserem Glück geschubst werden?

Im Seminar soll sich kritisch mit der Theorie des Libertären Paternalismus und dem Steuerungsinstrument des Nudgings von R. Thaler und C. Sunstein auseinandergesetzt werden. Hierbei sollen unterschiedliche Ansätze zum Autonomieverständnis, zum Paternalismus und die Rolle von Transparenz, Manipulation im Kontext einer ethischen Reflexion des Nudging diskutiert werden.