In diesem und im vergangenen Jahr wurde in der Öffentlichkeit vielfach des Endes des Ersten Weltkrieges und der Novemberrevolution in Deutschland vor einhundert Jahren gedacht. Mit der Absetzung Kaiser Wilhelms II. und der Etablierung einer zumindest teilweise funktionsfähigen Demokratie, der „Weimarer Republik“, hatte insbesondere die deutsche Arbeiterschaft einen entscheidenden Sieg errungen – den die Nationalsozialisten kaum anderthalb Jahrzehnte später wieder zunichte machten. Arbeiter und Arbeiterinnen haben auf den Schlachtfeldern des Ersten und des Zweiten Weltkriegs gekämpft oder an der sogenannten ‚Heimatfront‘. Sie haben gekämpft gegen Kaiserreich und Militarismus, gegen ausbeuterische Klassenverhältnisse und gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus. Ihr Gedächtnis ist in die deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts eingegangen und hat dort tiefe Spuren hinterlassen. Im Seminar werden wir diesen Spuren nachgehen. Auf unserer Leseliste stehen Alfred Döblins vierteiliges Romanwerk „November 1918. Eine deutsche Revolution“ (1949/50), Hans Magnus Enzensbergers „Der kurze Sommer der Anarchie“ (1972) und Peter Weiss‘ „Die Ästhetik des Widerstands“ (drei Bände, 1975-81). Eine Lektüreliste für den Sommer wird bei Anmeldung zur Verfügung gestellt.
- Dozent/in: Klaus Birnstiel