„Daß man erzählte, wirklich erzählte, das muß vor meiner Zeit gewesen sein”, heißt es in Rainer Maria Rilkes Prosatext Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge(1911), der bis heute als Paradigma des modernen Romans gilt. Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Robert Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906), Robert Walsers Jakob von Gunten (1909) und Franz Kafkas Der Verschollene (postum 1927), vier Texte, die im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts entstanden sind, verabschieden sich von der Romantradition des 19. Jahrhunderts und entwerfen neue Formen des Erzählens. Das Seminar wird diese Romane mit Blick auf ihre modernen Erzählverfahren, Subjektentwürfe und Wahrnehmungskonzepte sowie zentrale Themenbereiche (Institution und Macht, Großstadt, Langeweile u.a.) diskutieren. Die Kenntnis von Musils Die Verwirrungen des Zöglings Törleß wird zu Beginn des Semesters vorausgesetzt.
- Dozent/in: Andrea Erwig-Haselbeck