Im
18. Jahrhundert, der Zeit Gottscheds, Lessings, Goethes und Schillers,
erfährt das literarische Leben im deutschsprachigen Raum einen enormen
Aufschwung. Immer mehr Menschen können lesen und schreiben, und immer
mehr Bücher erscheinen auf dem literarischen Markt. Schon die
Zeitgenossen beklagen die Flut der Bücher, die auf die Lesenden
hereinströmt. Orientierung versprechen die neu entstehenden Zeitungen
und Zeitschriften, welche die Neuerscheinungen sichten und besprechen.
Mit ihren Praktiken des Rezensierens und Kommentierens trägt die
entstehende Literaturkritik des 18. Jahrhunderts Entscheidendes zur
Formierung des modernen Literatursystems bei und hat maßgeblichen Anteil
an der Entwicklung der literarischen Formen. Im Seminar werden wir uns
mit den Publikums- und Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts wie
etwa der 1704 begonnenen „Curieusen Bibliothec“ oder der 1785 in Jena
gegründeten „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ beschäftigen und ihre
kritische Praxis untersuchen. Selbstverständlich wird auch die
besprochene Literatur selbst ins Blickfeld rücken: auf unserer Leseliste
stehen nicht nur literaturkritische Texte, sondern auch die
kritisierten Werke selbst; ihr Spektrum reicht von Menantes (Christian
Friedrich Hunold), Christian Fürchtegott Gellert und Gotthold Ephraim
Lessing über Sophie von La Roche, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich
Schiller bis hin zu Friedrich Schlegel | |
- Dozent/in: Klaus Birnstiel